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Bericht von Herrn Maximilian Kalkhofs über das Finale in Beijing


 Bericht Herrn Maximilian Kalkhofs über das Finale in Beijing

Hanyu Qiao Wettbewerb 2006 in Beijing

 Bericht von Maximilian Kalkhof

 Die von der chinesischen Seite zugesandten Flugtickets nach Beijing waren sehr spät eingetroffen. Das hatte meine und Klaus Küsperts Nerven in der Woche vor dem Abflug recht heftig zum Flattern gebracht. Klaus Küspert war der zweite Repräsentant Deutschlands. Er ging als Student eines der letzten Semester des BA-Studiengangs "Modernes China" der Universität Würzburg und nach einem 1 1/2jährigen Studienaufenthalt in der Volksrepublik China „ins Rennen“. 

Nach der Hektik vor der Abreise verlief bei der Ankunft am Morgen des 18.07. 2006 in Peking alles „wie geschmiert“: mit großen Willkommensschildern wurden wir von Freiwilligen, allesamt Studenten in der chinesischen Hauptstadt, am Flughafen empfangen und per Shuttlebus in das im „Diplomatenviertel“ Sanlitun gelegene „21st Century Hotel“ gebracht. Dessen Lobby war anlässlich des anstehenden Wettbewerbs gewissermaßen zweigeteilt: auf der einen Seite befand sich die reguläre Hotelrezeption. Die andere Seite der riesigen Halle wurde komplett durch die von der Wettbewerbsorganisation eigens für die Teilnehmenden durch große Schilder und Tische errichtete Rezeption eingenommen. Hier mussten wir „einchecken“: neben Name, Herkunftsland, Redethema und Präsentationsinhalt mussten wir Auskunft geben über Religion und Essgewohnheiten. Anschließend wurden uns Souvenirs überreicht. Es zeigte sich, dass die chinesische Seite für diesen Wettbewerb wirklich keinerlei Kosten gespart hatte: neben einem Buch mit chinesischen Sprichwörtern (chengyu), einem Band über die 56 in China lebenden Ethnien und einem Stadtplan gab es für jeden Teilnehmer in einem dem chinesischen „Hongbao“ ähnelnden Umschlag 200 Renminbi auf die Hand. Angesichts der Tatsache, dass wir im Hotel voll verpflegt waren, war das ein Taschen- bzw. Snackgeld, das mir für die ganzen 10 Tage reichte.

Die insgesamt 101 Teilnehmenden aus 49 Nationen wurden bei ihrem Einchecken in Gruppen eingeteilt. Es entstanden sechs nach Farben benannte Gruppen zu jeweils ungefähr 15 Teilnehmenden, wobei auf nationale Durchmischung der Gruppenmitglieder geachtet wurde. Dies war im Falle Deutschlands mit 2 Repräsentanten einfach zu gewährleisten. Im Falle Japans, Russlands und den USA, die die meisten Teilnehmer stellten, war dies schlicht unmöglich. Jeder „Farbgruppe“ wurden zwei Freiwillige als Gruppenverantwortliche vorangestellt, die während der gesamten in Peking verbrachten Zeit die Leitung der Gruppe übernahmen und als Ansprechpersonen für Fragen fungierten. Später in Yunnan sollten wir dann neue, ortsansässige Freiwillige zugewiesen bekommen.

 Nachdem all das Organisatorische abgewickelt war, bekamen wir für den Rest des Tages frei. Der 18. und der 19.07. 2006 waren vorgesehen für den Eintreffen der noch nicht angekommenen Teilnehmenden sowie für das Ausruhen der bereits anwesenden Teilnehmenden. Die ungleichen Ankunftszeiten der Teilnehmenden aus den entferntesten Ländern führte dazu, dass in den ersten beiden Tagen immer ein reger Betrieb sowohl in der Rezeption als auch auf den Gängen der von uns belegten Hotelstockwerke herrschte. Von richtigem Ausruhen oder Krafttanken für den Wettbewerb konnte nicht die Rede sein. Zu spannend war alles und jeder: wir verbrachten die Zeit durch Gespräche mit unseren Zimmermitbewohnern (auch bei der Verteilung der Zweier-Zimmer wurden die Nationen gemischt) und mit dem ziellosen Streunen durch die Hotelgänge, um die anderen Teilnehmenden kennen zu lernen und herauszufinden, wer wo wohnte. Manche wagten sich in diesen Tagen in das Pekinger Straßenchaos, um einzukaufen oder Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, die meisten aber blieben im Hotel. Schließlich hatten wir dort auch alles, was wir brauchten: unsere Mahlzeiten nahmen wir im Hotelrestaurant ein.

Sicherlich wurde bei den ersten Treffen mit neuen Teilnehmenden immer genaustens auf die Chinesischsprachfertigkeiten des anderen gehört. Insgesamt war es aber doch so, dass eine äußerst entspannte und freundschaftliche Atmosphäre unter den Teilnehmenden entstand. Einem kompetitiven Gegeneinander wurde von allen ein integrierendes Miteinander (vor allem im Bezug auf das Spaßhaben!) vorgezogen, was dadurch hgelesen zu haben, wo sich die drei größten Raumfahrtszentren Chinas befinden?

Nachdem die drei Fragen beantwortet worden waren, wurde man hinter die Bühne verabschiedet, um dann im zweiten Durchlauf, der Darbietung einer chinesischen kulturellen Fertigkeit, der sich unverzüglich an den Rede- und Fragenteil anschloss, erneut nach Reihenfolge zu erscheinen. Bei diesem Teil gab es keine Zeitbeschränkung. Entsprechend unterschiedlich in ihrer Zeitdauer waren die Darbietungen. Auch inhaltlich waren die Darbietungen vielgestaltig: von chinesischem „Xiangsheng“ zu „Kuaibanr“, von Pantomime bis Gongfu, aber auch mit Kalligraphie, Tanz und Gesang waren viele Kunstformen vertreten.

Ich gab das Lied „Zai na yaoyuan de difang“ in einer Version von Wang Luobin zum Besten. Weniger nervös als noch bei meiner Rede sang ich mit voller Stimme. Im Nachhinein bin ich sehr zufrieden mit meinem Gesang, halte nur den gestischen Gehalt meiner Darbietung für zu schwach.

Was das Publikum und die Beliebtheit des Wettbewerbs bei den chinesischen Zuschauern angeht, so pflegten wir Teilnehmenden vor Beginn des Wettbewerbs witzelnd zu sagen, dass wohl mit wenigen Zuschauern zu rechnen sei und wenn doch viele erscheinen würden, dies nur auf üppige Bezahlung durch den Wettbewerbsorganisator zurückzuführen sei. Zu unserem Erstaunen füllten aber - besonders am Tag der Preisverleihungen - ganze Schulklassen den Zuschauerraum.

Bei der finalen Preisverleihung gingen die drei Ersten Plätze und damit verbunden je ein Vollstipendium für einen dreijährigen Studienaufenthalt in China sowie der Titel „Botschafter der chinesischen Sprache“ an ein Mädchen aus Nordkorea, ein Mädchen aus den USA sowie an Klaus Küspert aus Deutschland.

Nach dem Abschluss des Wettbewerbs begann der vergnügungsreichste und unbeschwerteste Teil des Aufenthaltes: es begann das Sightseeing. Den Sonntag nach dem Wettbewerbsende verbrachten wir auf „Der großen Mauer“ und im „Yiheyuan“. Am Montag ging es per Flugzeug nach Kunming in Yunnan. Waren wir von Peking mittlerweile schon so etwas wie „Rummel“ um uns gewöhnt, so nahm besonders das Interviewen im hauptstadt- und sensationsfernen Kunming ungeahnte Ausmaße an. Selbst ungekrönte Teilnehmende wie ich wurden zweimal interviewt und in Lokalzeitungen zitiert.

Nach einem dreitägigen Besichtigungsaufenthalt in Kunming, wo wir erneut in einem für chinesische Verhältnisse herausragenden Hotel untergebracht waren, ging es zurück nach Peking.  Am darauf folgenden Tag (28.07.2006) ging der Aufenthalt zu Ende. Widerwillig trennten wir Teilnehmenden uns voneinander.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich eine erlebnisreiche Zeit mit anregenden Bekannt- und Freundschaften sowie intensiven Lernmomenten verbracht habe. Die Vielfalt der während des Wettbewerbs zum Ausdruck gekommenen Talente und Fähigkeiten der Teilnehmenden gesehen zu haben war ein Erlebnis von anspornender Kraft, die mich motiviert, beständig weiterzulernen, um mich in den vielen Facetten des Chinesischen zu verbessern.

Dem chinesischen Bildungsministerium bin ich für die großzügige Vollfinanzierung meiner Teilnahme zu Dank verpflichtet. Expressis verbis möchte ich mich auch bei Herrn von Senger für seine fortwährende Unterstützung sowie bei Herrn Feng, Frau Guo und Frau Hu-von Hinüber für die zeitaufwendige Hilfe bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb bedanken.

Maximilian Kalkhof, Sinologiestudent der Universität Freiburg i.Br. im 2 Semester,  04.03.2007